Shen-Buh? Shenmue 3 Trailer enttäuscht Fans
Auf der Gamescom 2017 wurde der erste, offizielle Shenmue 3 Trailer gezeigt. Statt Liebe zu empfangen, frisst das Spiel seitdem harten Hate und sich entladende Enttäuschungen. Zu Recht?
Falls ihr es noch nicht getan habt, macht ihr euch am besten zunächst selbst ein Bild. Dauert weniger als zwei Minuten.
Und: enttäuscht? Ich war es nach dem diesem auf der Gamescom 2017 erstmals präsentierten Trailer von Shenmue 3 zumindest dezent. Ich verfolge das Spiel seit der angekündigten Kickstarter-Kampagne auf der E3 2015. Und ich hatte einfach mehr erwartet. Einerseits gleicht der inhaltliche Nährwert des Trailers dem, der bislang veröffentlichten Info-Häppchen: Schneller verdaut als eine Fünfminuten-Terrine. Andererseits gibt es optisch einfach keinen erkennbaren Fortschritt im Vergleich mit dem bereits im Jahr 2015 veröffentlichten Material. Ok, die detailarmen Gesichter bewegen sich jetzt mit Botox-Mimik auf Körpern, deren Bewegungen an die Augsburger Puppenkiste erinnern. Bei aller Liebe zu Entwickler uns Shenmue-Papa Yu Suzuki: Klingt hart, aber ist so.
Kaufgrund für Shenmue 3: Nostalgie
Aber für mich ist auch klar: Ich werde mir das Spiel kaufen. Zum einen gibt es Lichtblicke, wie die tolle Lichtstimmung in den atmosphärischen Umgebungen. Zum anderen scheint Shenmue 3 den emotionalen Charme der beiden ersten Teile gekonnt einzufangen. Trotz, oder gerade wegen der stocksigen Mimik und Gestik. Und ich freue mich einfach darauf, dass die auf 13 Teile ausgelegte Story von Shenmue endlich fortgesetzt wird. Nostalgiebad, ich komme.
Aber was ist mit neuen Spielern? Selbst aus den älteren Semestern, an denen das Spiel damals vorüber ging. Aufgrund seiner Dreamcast-Exlusivität sind das nicht wenige. Wird Teil drei auch sie dazu bewegen, erstmals in die Welt von Shenmue abzutauchen? Es wird nur gelingen, wenn die Charaktermodelle und ihre Animationen nicht nur verbessert, sondern generalüberholt werden. Und wenn zudem die Spielmechanik spürbar verfeinert und ausgebaut wird.
Damals wegweisend, aber jetzt?
Als Shenmue im Jahr 2000 in Europa erschien, war es ein absoluter, spielerischer Meilenstein. Es war Speerspitze dessen, was damals visuell und spielmechanisch möglich war. Wunderschöne Grafik kombiniert mit der einer Welt, die frei begehbar ist. Mit NPCs, die ihr eigenes Leben führen und individuellen Tagesabläufen nachgehen. Mit Geschäften, in denen man Milch kaufen konnte, um damit Katzen zu füttern. Das alles gab es damals in dieser Form noch nicht. Shenmue legte zur Jahrtausendwende den Grundstein der modernen Open World – und erfand obendrein die Quick-Time-Events (QTE), ob das nun gut oder schlecht ist, überlasse ich euch.
Der auf der Gamescom 2017 gezeigte Trailer verstärkt, meinen Eindruck, dass Shenmue 3 wieder „nur“ all dies in leicht verbesserter Form abliefern wird. Das Problem: Es gibt das alles schon in viel besserer Form, weshalb es schwer wird, so neue Spieler anzusprechen. Genau das ist aber notwendig, wenn Shenmue 3 kommerziell erfolgreich sein möchte. Die Fanbase von damals ist enthusiastisch, aber klein. Kaufen nur Fans mit Nostalgiebrille wie ich das Spiel, ist die Chance auf eine Fortsetzung gering. Und wenn ich wieder 18 Jahre auf den nächsten Teil warten muss, dreh ich echt am Rad.
